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Gemeinde

Die ukrainischen Gläubigen in Tirol studieren und leben seit über 120 Jahren. Die größten ukrainischen Gemeinden in Tirol wurden im Zweiten Weltkrieg gegründet. Nach dem 2. Weltkrieg befanden sich tausende Ukrainer in den verschiedenen Flüchtlingslagern in Tirol und Vorarlberg. Die meisten sind noch in den 50-er Jahren nach Amerika, Kanada und Australien ausgewandert, und einige wurden, aus welchen Gründen auch immer, in die röm.-kath. Kirche integriert. Die meisten Gläubigen in der heutigen Gemeinde stammen aus der Ukraine. Dank der großzügigen Gastfreundschaft der Jesuiten erhielten die ukrainischen Gläubigen Räume für Kapelle, Sakristei und Gemeinderaum, wo sie zum Gottesdienst und Gemeindetreffen kommen.

 

 

Selige Märtyrer

Vor einer Million Menschen hat Papst Johannes Paul II. am 27. Juni 2001 in der westukrainischen Stadt Lemberg 27 griechisch-katholische Märtyrer der stalinistischen und nationalsozialistischen Verfolgung und eine Ordensgründerin selig gesprochen. Einige dieser neuen Seligen hatten ihre theologische Ausbildung in Innsbruck absolviert, was in der Zeit der Monarchie Tradition hatte und sich bis heute herauf fortsetzte:

  

Ukrainischen Theologen in Innsbruck

Mit folgenden Worten hat der Chronist des Nikolaihauses die Ankunft der ersten ukrainischen Alumnen in Innsbruck festgehalten: "Am 21. Oktober [1899]... Zwei Bischöfe beehrten uns mit ihren hohen Besuche: der hochwürdigste Herr James Edward Quigley, Bischof von Buffalo, und der ruthenische Bischof von Stanislau, Roman Maria Andreas Graf Szeptycki. Mit dem Besuch des letzten hochwürdigsten Herrn hängt auch die Erscheinung zusammen, daß der Convicttskatalog neben zweihundertzehn Alumnen ritus latini auch zwei griechisch-katholische Priester aufweist, einen Weltpriester und einen Basilianer. Für diese Herren wurde eines der Gastzimmer im Aloisihause in eine Capelle verwandelt. Dort zelebrieren sie nach ihrem schönen Ritus in altslavischer Sprache." Von da an, lediglich unterbrochen von etlichen Ereignissen dieses Jahrhunderts, hatte es eine kontinuierliche Anwesenheit bedeutender ukrainischer Theologen in Innsbruck gegeben, die zur Tradition geworden war.
Aus dem oben angeführten Zitat des Chronisten wird die universelle Dimension des Nikolaihauses offenbar. Es kommen zwei Bischöfe in Innsbruck an: der eine ist aus Nordamerika (Buffalo, New York), der andere aus Osteuropa (Lemberg, Ukraine), beide verfolgen das Ziel, den Studenten ihrer Bistümer eine entsprechende Ausbildung zu gewährleisten. Innsbruck schien bezüglich einer hochqualifizierten kirchlichen Ausbildung und Wissenschaft Ost und West vereint zu haben.

Die ersten ukrainischen Studenten waren - Josyf Zhuk aus Stanyslawiw (heute Iwano-Frankiwsk) und Anastasij Kalysch, Mitglied des Basilianerordens aus Krystynopil (heute Czerwonohrad).

Infolge dessen studierten bis zum Ende des Ersten Weltkrieges folgende bekannte Ukrainer in Innsbruck:
- Josyf Slipyj - der spätere Oberhaupt und Kardinal der UGKK;
- Klementij Szeptyckyj - Archimadrit der Studiten und Exarch von Russland und Sibirien, Bekenner und Märtyrer für den Glauben;
- Josyf Bocian - Bischof von Lutzk;
- Dmytro Jaremko - Bischof von Ostrih;
- Konstantyn Bohachevsky - der spätere Metropolit von Philadelphia (USA);
- Nykyta Budka - der erste Bischof für die Ukrainer in Kanada, später Weihbischof von Lemberg, Glaubensbekenner;
- Iwan Latyszewskyj - Weihbischof von Stanyslawiw, Glaubensbekenner;
- Teodosij Tyt Haluszczynskyj - spätere Protoarchimandrit der Basilianer;
- Josyf Zajaczkiwskyj - spätere Protokonsultor der Basilianer;
- Wasyl Laba - Professor der Lemberger Theologischen Akademie;
- Petro Holynskyj - der spätere Generalvikar für die Ukrainer in Deutschland;
- Andrij Ischtschak - Professor der Lemberger Theologischen Akademie, Glaubensmärtyrer.

Somit studierten zwischen den beiden Weltkriegen weitere bekannte Gestalten der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche in Innsbruck:
- Myroslav Ivan Lubachivsky - der spätere Oberhaupt und Kardinal der UGKK;
- Joachim Segedi - der spätere Administrator der Eparchie von Krizevci;
- Iwan Czorniak - der spätere Rektor des Lemberger Priesterseminars (Nachfolger Josyf Slipyjs), Professor der Lemberger Theologischen Akademie, Untergrundsbischof und Glaubensbekenner;
- Jeronim Tymczuk - Basilianer, Untergrundsbischof und Glaubensbekenner;
- Ivan Stakh (John Stock) - der spätere Weihbischof von Philadelphia;
- Wasyl Kushnir - ein bedeutender kirchlicher und gesellschaftspolitischer Aktivist in Kanada;
- Johannes Hrynioch - bedeutender Theologe und enger Mitarbeiter von Kardinal Josyf Slipyj;
sowie zahlreiche andere Theologen, die für ihren Glauben in der Deportation umgekommen sind oder nach dem Zweiten Weltkrieg unter den nach Westeuropa, USA und Kanada geratenen Ukrainern als Seelsorger tätig waren.

Seit 1997 studierten die ukrainischen Redemptoristen an der Theologischen Fakultät in Innsbruck, wobei sie in ihrem Kloster lebten.

Insgesamt studierten von 1899 bis 2020 mehr als 200 ukrainische Theologen an der Theologischen Fakultät in Innsbruck und etwa 600 an der Universität insgesamt.

Universität Innsbruck, theologische Fakultät und Collegium Canisianum

Die Gründung der Universität Innsbruck geht auf das ursprüngliche Jesuitengymnasium von 1562 zurück.
1587 wurde das sogenannte Nikolaihaus als Armenkonvikt von den Jesuiten errichtet, das mittellosen Schülern den Besuch des Gymnasiums und später der Universität ermöglichte.
15. Oktober 1669 Gründung der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck mit vier Fakultäten durch Kaiser Leopold I.
1826 die Wiedererrichtung der Universität Innsbruck durch Kaiser Franz I.
Zu Ehren beider Gründungsväter führt die Universität Innsbruck die Bezeichnung Leopold-Franzens-Universität Innsbruck.
1857 bewilligte Kaiser Franz Joseph I. die Errichtung einer theologischen Fakultät, die der Gesellschaft Jesu übertragen wurde. Da der Orden das ehemalige Kollegsgebäude nicht rückerstattet erhielt, erwarben die Jesuiten eine Reihe kleinerer Bürgerhäuser im Anschluss an das Nikolaihaus. Nach Um- bzw. Neubauten entstand daraus das heutige Jesuitenkolleg (Sillgasse).
1858 Gründung eines Konvikts für Studenten der Theologie im Nikolaihaus (Sillgasse). Da die Zahl der Konviktoren von Jahr zu Jahr anstieg, reichte der Raum im Nikolaihaus bald nicht mehr aus, und ein Neubau wurde notwendig: Das Collegium Canisianum wurde mit Hilfe beträchtlicher Spenden der Altkonviktoren 1910 erbaut und konnte 1911 bezogen werden. Aus diesem Seminar sind im Lauf der Zeit mehr als 3.000 Priester, 50 Bischöfe und 30 Äbte hervorgegangen.
Juli 2013 Umzug des Collegium Canisianum ins Jesuitenkolleg (Sillgasse 6).
Das Gebäude vom Collegium Canisianum (Tschurtschenthalerstraße 7) ist seit August 2013 das Studentenheim Canisianum.